Gedenken der Befreiung des KZ Auschwitz vor 71 Jahren

Rede des 2. Bürgermeister Albert Obert am 27.01.2016

Meine Damen und Herren, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,


Zur heutigen Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus begrüße ich sie alle, die der Einladung der Stadt Neu-Ulm gefolgt sind.

In Vertretung unseres Oberbürgermeisters Gerold Noerenberg gilt mein Gruß im Besonderen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Heilpädagogischen Zentrums der Lebenshilfe Donau-Iller, die die heutige Gedenkfeier musikalisch umrahmen.


Ich begrüße die anwesenden Schülerinnen und Schüler des

Bertha-von-Suttner-Gymnasiums und ich freue mich über die Teilnahme der Vertreter der Presse.

Liebe Neu-Ulmerinnen, liebe Neu-Ulmer, verehrte Gäste,
Im vergangenen Jahr stellten sich Schüler der 9. Klasse des Lessinggymnasiums die Frage: „Ist das Erinnern an diese Zeit für uns Jugendliche überhaupt noch relevant?  Sie kamen dabei sehr schnell zu der Erkenntnis: … Doch, diese Erinnerung ist sehr wohl wichtig, denn ohne Erinnern gibt es kein Lernen für die Zukunft.Und wenn wir nichts lernen, dann ist es, als ob wir in unserer sozialen und politischen Entwicklung auf der Stelle oder sogar rückwärts laufen.
Aus diesen und anderen Gründen sind wir der Meinung, dass niemand hier (heute) Schuld am Holocaust hat, doch jeder einzelne die Verantwortung trägt, durch Bildung und sonstige Einsätze zu verhindern, dass aus Unwissenheit und Vorurtei-len neue Dummheiten oder gar Katastrophen entstehen“


Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Jugendlichen haben erkannt, wie wichtig und wertvoll auch heute die Erinnerung und das Gedenken an die damalige Zeit sind! Auch 71 Jahre nach Befreiung des KZ Auschwitz durch die rote Armee wollen wir die Opfer der Gräueltaten durch die Nationalsozialisten nicht vergessen und Ihrer im Besonderen gedenken! Auch Bürgerinnen und Bürger aus Neu-Ulm waren von Verfolgung und Repressalien betroffen.
Auch in Neu-Ulm wurden Angehörige jüdischer Familien enteignet und in Lager deportiert, dem sicheren Tod entgegen. Ihre Namen haben auf dem alten jüdischen Teil des Neu-Ulmer Friedhofs überdauert:  Bauland, Bern-heim, Bissinger, Levy, Liebermann, Rosenheim, Stern, Wurmser.

Auch aus Neu-Ulm sind nachweislich zwanzig als Zwangsarbeiter lebende, oft noch sehr junge Menschen in den Tod geschickt worden. 
Auch aus Neu-Ulm wurden behinderte Menschen nach Grafeneck ge-bracht, wo sie langsam verhungern mussten und einen grausamen Tod gestorben sind.
Bundespräsident Roman Herzog prägte folgenden Satz als er den 27. Ja-nuar zum Gedenktag für alle Opfer des Nationalsozialismus proklamierte: „Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt."Seit einigen Jahren engagieren sich die beiden Neu-Ulmer Gymnasien bei den Gedenkfeiern zum 27. Januar. Darüber freue ich mich sehr. Es ist jedes Mal berührend, wie sich junge Menschen heutzutage mit die-sem dunklen Kapitel der Geschichte auseinandersetzen. Ich danke deshalb den Schülerinnen und Schülern des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums mit ihren Lehrern sehr, dass sie sich in diesem Jahr mit einem Beitrag zur Gedenkfeier einbringen. Im vergangenen Jahr ist Neu-Ulm im Bereich der Erinnerungskultur einen Schritt weitergegangen:
Am 14. September 2015 konnten die ersten zehn Stolpersteine für Neu-Ulmer Opfer verlegt werden. Bis heute bin ich von den Reaktionen der Nachfahren berührt. Sie bedankten sich bei den Mitarbeitern der Neu-Ulmer Stadtverwaltung sowie den Ehrenamtlichen, dass nun, nach über 70 Jahren ihre Vorfahren
einen Gedenkplatz erhalten ha-ben; die Nazis hatten ihnen selbst eine Grabstätte verwehrt.


Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Ideologien und Gräueltaten im 3. Reich sollen uns heute noch Mahnung sein, dass sich derartiges
Gedankengut nicht mehr in den Köpfen festsetzt darf oder gar Menschen zu entsprechenden Handlungen hinreißt!
Gerade auch im Hinblick auf die derzeitige politische Situation möchte ich Sie heute zu Toleranz und Völkerverständigung
aufrufen! Wir wollen auch heute eine tolerante und offene Gesellschaft sein, ohne Vorurteile und Hass auch denen begegnen, die uns vielleicht fremd sind.
Wir wollen auch heute keine „Feindbilder“ schaffen, in denen wir Fremde pauschal in eine kriminelle Ecke stellen.
Dies ist heute mein Aufruf an Sie alle und meine herzliche Bitte!

Ich danke Ihnen.

 

(30.01.2016 Für die Fraktion S.M.)

Grußwort Bürgermeister Obert  anlässlich des 70. Todestages von Clemens Högg im Augsburger Rathaus

Für Tod erklärt am 11.03.1945

Meine Damen und Herren,

 

Es ist mir eine Ehre kurz das Leben und Wirken von Clemens Högg in Neu-Ulm skizzieren zu dürfen, denn heute können wir feststellen: Clemens Högg war mit seiner sozialen Einstellung für ein friedliches und gerechtes Leben aller seiner Zeit voraus. Stets trat er für maßvolles und besonnenes Handeln in der Politik ein – zum Wohle aller Bürgerinnen und Bürger.

Dies ist nicht nur für die Geschichte in Ulm und Neu-Ulm in der Zeit der Revolution 1918/1919 von großer Wichtigkeit und Bedeutung.

Meine Damen und Herren - Wir wissen, dass Clemens Högg seit 1903 in Neu-Ulm wohnte. In Ulm hatte er bei der Firma Eberhardt Pflugmaschinen eine Anstellung gefunden. Sein politisches Engagement brachte ihn in kurzer Zeit in den Ulmer SPD-Parteivorstand. Mit weiteren Genossen gründete er am 26. Juni 1905 dann den Sozialdemokratischen Verein in Neu-Ulm.

Ab 1914 steht als SPD-Vorsitzender Clemens Högg im Neu-Ulmer Adressbuch. Das Vereinslokal ist nun der Konzertsaal, ein bis heute bekanntes, beliebtes und sehr empfehlenswertes Cafe in Neu-Ulm.

Zur Kommunalwahl am 15. Juni 1919 stellte sich Högg 38jährig für die SPD zur Wahl und stand in der Wählerliste an erster Stelle. Er errang bei dieser Wahl die meisten Stimmen der Neu-Ulmer Bürger, ein großer Vertrauensbeweis. In der 1. Sitzung des Stadtrates am 30. Juni 1919 – also nur 2 Wochen nach der Wahl, damals ging alles doch etwas schneller – wurde er zum 2. ehrenamtlichen Bürgermeister gewählt.

 

Er führte für mehr als drei Monate die Geschicke der Stadt Neu-Ulm zusammen mit Dominikus Nuffer, dem gewählten 3. Bürgermeister. Am 10. Oktober 1919 nahm dann Franz Josef Nuißl, der zum 1. Bürgermeister in direkter Wahl gewählt wurde die Geschäfte auf. Neben den Ausschüssen in Neu-Ulm war Herr Högg gleichzeitig als Landtagsabgeordneter in München tätig und politisch in Augsburg engagiert. Deshalb entschied sich Clemens Högg zum 6. März 1920 für den Abschied aus der Neu-Ulmer Politik.

 

Zu seinem politischen Erfolg in Neu-Ulm kam auch das persönliche Glück, das er in Neu-Ulm fand. Er heiratete am 5. Juli 1913 in Neu-Ulm seine Frau Rosa Grözinger und sein Sohn Clemens kam 1920 in der Neu-Ulmer Schützenstraße 35 zur Welt. Leider musste Clemens Högg noch erleben, dass sein Sohn 1940 im Krieg fiel.

 

Am 14. 9.1921 meldete sich C. Högg  polizeilich von Neu-Ulm nach Augsburg um.  Seine Neu-Ulmer Freunde Josef Dirr und Anna Pfänder halfen der Familie später noch in den schweren Zeiten nach 1933. Anna Pfänder war als SPD-Mitglied ab 1919 eine der ersten Stadträtinnen Neu-Ulm und bis 1932 aktiv. Im danach nur ernannten Stadtrat vom April 1933 wurde sie nicht mehr geduldet. Josef Dirr spielte nach 1945 im Neu-Ulmer Stadtrat noch eine große Rolle.

 

Das so wichtige Thema von Clemens Högg war das Wohlergehen der arbeitenden Bevölkerung. Er fühlte sich der Idee und dem Ziel von Marie Juchacz verpflichtet, die am 13. Dezember 1919 den Hauptausschuss für Arbeiterwohlfahrt in der SPD gründete. Högg bereitete die Gründung der AWO in Neu-Ulm vor, die am 21. August 1922 unter dem Namen „Verein für Arbeiterwohlfahrt, Ortsverein Neu-Ulm“ erfolgte – nur zwei ein halb Jahre nach Juchacz.

In Neu-Ulm Pfuhl hat die Stadt in Erinnerung an Clemens Högg 1983 eine Straße benannt.

Clemens Högg hat seine Spuren in Neu-Ulm hinterlassen, auf die wir Bürger täglich aufbauen können und uns zum Wohle der Bürger, die Hilfe brauchen, engagieren können. In ehrenvollem Gedenken verneige ich mich vor dieser charakterstarken Persönlichkeit.

 

13.03.2015 (A.O.)

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